Bleistifte selber machen – Anleitung so geht’s
Beim Zeichnen spielen Bleistifte eine sehr wichtige Rolle. Immerhin ermöglichen sie, Linien aller Art zu ziehen, Flächen auszumalen und bei Bedarf missglückte Bleistiftstriche einfach wieder wegzuradieren. Teilweise werden Zeichnungen komplett mit dem Bleistift erstellt, teilweise wird der Bleistift nur für die Skizzen, Entwürfe und Vorzeichnungen verwendet.
Dank unterschiedlicher Härtegrade lassen sich mit Bleistiften sogar verschiedene Farbtöne erzeugen. Und wer es besonders individuell und ausgefallen mag, kann sich seine Bleistifte selbst anfertigen.
Wie das geht, erklärt die folgende Anleitung:
Inhalt
Wie der Bleistift überhaupt erfunden wurde
Die Geschichte des Bleistifts beginnt vor rund 500 Jahren. Damals riss ein heftiger Sturm in der Nähe des kleinen, nordenglischen Ortes Barrowdale einen Baum aus seinen Wurzeln. Ein paar Schäfer fanden dunkelgraue Klumpen an den Baumwurzeln und stellten fest, dass sich das Material hervorragend eignete, um damit das Fell ihrer Schafe zu markieren.
So konnten sie besser unterscheiden, wem welche Tiere gehörten. Gleichzeitig ließen sich die grauen Markierungen aber auch wieder gut auswaschen, was beispielsweise dann sehr praktisch war, wenn ein Schaf verkauft wurde.
Dass die Schäfer auf Grafit gestoßen waren, waren ihnen allerdings nicht klar. Dennoch sorgte der Zufallsfund für Aufsehen und schon bald fanden die Engländer in den Bergen Nordenglands große Mengen Grafit. Sie glaubten aber, ein bleihaltiges Mineral entdeckt zu haben. Ein Grund hierfür war die dunkelgraue Farbe des Grafits.
Von England aus gelangte das Grafit dann auch in andere Länder, wo es ebenfalls verwendet wurde, um daraus Stifte anzufertigen. Dafür wurden dünne Stangen aus den Grafitplatten ausgeschnitten und als Minen in längliche Holzstücke eingebettet. Infolge des Fehlers, was das Material anging, erhielten diese Stifte fälschlicherweise den Namen Bleistift. Doch weil das Grafit in Nordengland schon bald abgebaut war und knapp wurde, wurden auch die Bleistifte schon bald sehr teuer.
Um 1790 entwickelte der österreichische Architekt Joseph Hardmuth eine Methode zur Herstellung von Bleistiftminen aus Grafitpulver und Ton. Sein Verfahren machte es nicht nur leichter, die Minen anzufertigen, denn nun mussten nicht mehr umständlich Grafitstäbe ausgesägt werden. Stattdessen wurde auch deutlich weniger des teuren Grafits benötigt.
Außerdem konnte Hardmuth das Mischungsverhältnis variieren und so härtere oder weichere Minen herstellen. Je mehr Grafit er verwendete, desto weicher war die Mine und desto dunkler war der Strich, den sie hinterließ. So entstanden erstmals Bleistifte in verschiedenen Härtegraden.
Ungefähr zur gleichen Zeit hatte der französischer Maler und Chemiker Nicolas J. Conté den Einfall, ein billigeres Grafit zu verarbeiten. Dieses Grafit war kein reines Grafit wie das aus Barrowdale, sondern enthielt Spuren anderer Mineralien.
Conté mahlte das Grafit, reinigte das Grafitpulver und vermischte es mit Ton und Wasser. Diese Paste formte er zu Bleistiftminen und brannte sie im Ofen. Nach dem Auskühlen wurden die Minen in Hüllen aus Holz gesteckt. Diese Herstellungsmethode verbreitete sich bald in ganz Europa und auch heute noch entstehen Bleistifte nach diesem Prinzip.
Bleistifte selber machen – so geht’s
Im Handel gibt es Bleistifte in den verschiedensten Ausführungen. Die Härtegrade variieren von 9B bei sehr weichen Bleistiften bis zu 9H bei sehr harten Bleistiften. Es gibt dicke und dünne Stifte, Stifte mit einfachem oder besonders geformtem Griff, Druckbleistifte und klassische Bleistifte mit und ohne Radiergummi. Aber der Zeichner kann sich sein Zeichen- und Schreibwerkzeug auch selbst anfertigen.
Alles, was dafür benötigt wird, sind
- Bleistiftminen im gewünschten Härtegrad,
- Zeitungspapier oder anderes Papier,
- Serviettenkleber,
- ein Pinsel,
- eine Schere und ein scharfes Teppichmesser.
Zuerst wird aus einem Zeitungsblatt ein Streifen zurechtgeschnitten. Der Streifen kann sich ruhig über die gesamte Höhe der Seite erstrecken. Je länger der Zeitungsstreifen ist, desto dicker wird später der Bleistift. Möchte der Zeichner lieber einen dünnen Stift, kann er den Streifen natürlich entsprechend kurz wählen. Hier gilt es also ein wenig herumzuprobieren, bis der Zeichner die für sich ideale Dicke ermittelt hat. Was die Breite angeht, so sollte der Zeitungspapierstreifen ungefähr einen Zentimeter breiter sein als die Mine.
Nun wird der Papierstreifen an einem Ende einen guten Zentimeter breit umgeklappt. Nachdem der Falz satt mit Serviettenkleber eingepinselt ist, wird die Bleistiftmine eingelegt und das Papier ordentlich festgedrückt. Anschließend wird der Papierstreifen nach und nach von dem Ende mit der Mine aus zum anderen Ende hin zusammengerollt.
Dafür wird jeweils ein Stück des Streifens mit Serviettenkleber bestrichen und eingerollt. Wichtig dabei ist aber, das Papier möglichst eng zu rollen, damit es keine Falten wirft und ein schön runder, gleichmäßiger und fester Stift entsteht. Außerdem sollte nicht zu sparsam mit dem Serviettenkleber umgegangen werden. Die Kombination aus Papier und Serviettenkleber sorgt nämlich dafür, dass eine Stiftummantelung entsteht, die fast so hart ist wie Holz.
Ist das obere Ende des Papierstreifens erreicht, wird das Papier fest angedrückt. Anschließend wird der gesamte Stift mit einer dicken Schicht Serviettenkleber überzogen. Danach sollte der Stift einen Tag lang trocknen. Ist der Bleistift durchgetrocknet, wird das hintere Ende mit einem scharfen Teppichmesser sauber abgeschnitten. Auf der Vorderseite kann der Stift wie ein herkömmlicher Bleistift mit dem Spitzer angespitzt werden.
Damit ist der selbstgemachte Bleistift fertig und bereit für seinen ersten Einsatz!
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- Was ist eine Zeichnung? – 4. Teil
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