Das wissenschaftliche Zeichnen

Das wissenschaftliche Zeichnen

Das wissenschaftliche Zeichnen ist eine Kunst, die auf eine lange Tradition zurückblickt. Doch heute gibt es nur noch wenige, die diese Kunst beherrschen und vor allem auf traditionelle Weise arbeiten. Wissenschaftliche Zeichner erstellen naturnahe Zeichnungen von Lebewesen, Pflanzen oder anderen Objekten. Sie zeichnen von Hand, mit Bleistift oder Tusche auf Papier und oft nur in Schwarz-Weiß.

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Das wissenschaftliche Zeichnen

Einen Computer brauchen sie nicht, dafür aber mitunter ein Mikroskop. Vieles deutet darauf hin, dass der Beruf des wissenschaftlichen Zeichners aussterben könnte. Denn eine Modernisierung dürfte schwierig werden.

Wissenschaftliche Zeichnungen vermitteln Wissen

Die erste große Frage, die sich stellt, ist, wozu wissenschaftliche Zeichnungen heute überhaupt noch notwendig sind.

Schließlich gibt es hervorragende Makroobjektive, mit denen wir Schichtfotografien in bester Qualität aufnehmen und auch zusammensetzen können. Solche Fotografien heißen Stackings.

Am Computer können wir Objekte außerdem drehen, kippen und ganz heranzoomen. Und das Ganze sogar dreidimensional.

Werden Objekte aber einfach nur fotografiert, ohne sie vorher in klassischer Manier zu präparieren, können sich wissenschaftliche Unsauberkeiten einschleichen.

So ist möglich, dass zum Beispiel ein Insekt erfasst wird, dem Beinchen, Fühler oder Flügelchen fehlen. Eventuell ist es kein typischer Vertreter seiner Art, weil es zu groß oder zu klein ist.

Das eigentliche Problem ist aber ein anderes. Eine Fotografie bildet alles ab und zeigt jedes Detail. Dazu können auch Einzelheiten gehören, die letztlich eher stören, weil sie nicht entscheidend sind, um eine Art zu erkennen oder ein Phänomen zu zeigen.

Genau das ist aber die Aufgabe einer wissenschaftlichen Zeichnung. Sie soll dazu beitragen, zu erkennen, zu bestimmen oder zu verstehen, um auf diese Weise Wissen festzuhalten und zu vermitteln.

Aus diesem Grund sind wissenschaftliche Zeichnungen auch heute noch sehr wichtig. Denn ein Zeichner kann gewichten und verringern oder verstärken. Er kann einzelne Details kräftiger zeichnen, während er andere Details zurücknimmt.

Wenn ein Blatt zum Beispiel stark glänzt, kann der Zeichner diesen Glanz in der Zeichnung dämpfen, damit die Blattadern oder feine Musterungen besser zu erkennen sind. Solche Kunstgriffe lassen eine Plastizität entstehen, die Fotos oft fehlt.

Wissenschaftliche Zeichnungen verbinden Wissenschaft mit Kunst

Ein wissenschaftlicher Zeichner konzentriert sich auf das Wesentliche. Sein Ziel ist, eine Zeichnung zu erstellen, die es dem Betrachter ermöglicht, die Formen zu begreifen, das Arttypische zu erkennen und die Details zu erfassen.

Wichtig ist das vor allem dann, wenn die Unterschiede zwischen Arten dargestellt oder neue Arten illustriert werden sollen.

Trotzdem spielt auch die Ästhetik eine Rolle. Eine Zeichnung ist ein Kunstwerk, das gefallen möchte. Sie soll das abgebildete Objekt lebendig machen. Anders als in der reinen Kunst müssen die Proportionen aber immer beibehalten werden.

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Im Zweifel geht Genauigkeit vor Wirkung, die Wissenschaft hat Vorrang vor dem künstlerisch-ästhetischen Anspruch.

Das ist übrigens ein weiterer Unterschied zwischen einem wissenschaftlichen Zeichner und einem Fotografen. Ein Fotograf muss ein Objekt nicht unbedingt verstanden haben. Um es professionell abzulichten, braucht er kaum Wissen, sondern in erster Linie Technik.

Im Unterschied dazu muss ein Zeichner sein Objekt sehr genau beobachten und erfassen. Er muss es aus verschiedenen Blickwinkeln und in unterschiedlichen Lichtverhältnissen betrachten, um alle Details zu erkennen.

In Fächern wie Biologie war das wissenschaftliche Zeichnen früher ein fester Bestandteil des Studiums. Einige Experten raten Studierenden dazu, sich diese Fähigkeit anzueignen.

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Denn auch über die Hand erreicht Wissen das Gehirn. Wer zeichnet, entwickelt ein Gespür für das Objekt. Er kann es besser bestimmen, entdeckt die Merkmale und Besonderheiten einer Art und lernt, welche Ausprägungen der Norm entsprechen.

Das wissenschaftliche Zeichnen (1)

Beim wissenschaftlichen Zeichnen reichen einfache Mittel

Jeder wissenschaftliche Zeichner hat seine eigene Technik und seinen individuellen Stil. In der klassischen, traditionellen Form sind die benötigten Materialien aber sehr überschaubar.

So beginnt die Arbeit üblicherweise mit dem Präparieren des Objekts. Je nach Objekt und Größe wird es dazu unters Mikroskop gelegt und in Form gebracht. Danach entscheidet der Zeichner über die Perspektive und das Licht, anschließend scannt er das Objekt mit seinen Augen ab.

Für das Zeichnen kommt ein sogenannter Zeichenspiegel zum Einsatz. Dieser sorgt dafür, dass der Zeichner sein Objekt und die Spitze des Bleistifts gleichzeitig sehen kann. Dadurch lassen sich die Konturen des Objekts ganz einfach nachzeichnen.

Sind die Umrisse zu Papier gebracht, kann der Zeichner nach und nach alle anderen Elemente des Objekts hinzufügen und grob ausarbeiten. Manchmal wird er die Einzelteile auch separat skizzieren und erst später zusammenfügen.

Dann ist wichtig, die Proportionen zu notieren, genau zu berechnen und im richtigen Verhältnis in die Zeichnung zu übertragen.

Auf diese Weise entsteht aus dem Entwurf eine Skizze. Im letzten Schritt arbeitet der Zeichner seine Skizze zur finalen Zeichnung aus. Dazu kann er weiterhin mit dem Bleistift arbeiten, oft wird er aber zum Tuschestift greifen. Schließlich soll eine wissenschaftliche Zeichnung möglichst haltbar sein.

An einigen Kunsthochschulen gibt es die wissenschaftliche Illustration noch als Studienfach. Allerdings ist unwahrscheinlich, dass junge Nachwuchstalente ihren Lebensunterhalt künftig mit traditionellen Zeichnungen verdienen können.

Denn viele Forschungsinstitute und Verlage können oder wollen sich naturgetreue, von Hand erstellte Zeichnungen nicht mehr leisten.

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Neben Fotos, die sich schneller und kostengünstiger erstellen lassen, werden außerdem regelmäßig Zeichnungen verlangt, die digital animiert werden können.

Dafür ist der Computer unverzichtbar. Die Aussagekraft einer wissenschaftlichen Zeichnung, die in alter Tradition händisch entstanden ist, lässt sich durch nichts ersetzen. Trotzdem schwindet die Hoffnung, dass uns dieses filigrane Kunsthandwerk erhalten bleibt.

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Thorsten Laumann - technischer Zeichner, Marie Koschinski, - Grafikdesign, David Naue, -Mediengestalter und privater Comic-Zeichner, Ferya Gülcan, Künstler Koozal Galerie ,Redakteurin und Betreiberin dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Anleitungen zum Thema Zeichnen, Malerei, Kunst und Print.

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