Die richtigen Proportionen beim Zeichnen von Porträts, Teil 1
Porträts gehören zwar zu den beliebtesten, aber ganz gewiss nicht zu den einfachen Motiven beim Zeichnen. Schließlich gibt es viele Dinge, die beachtet werden wollen, damit am Ende ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Eine große Rolle dabei spielen die Proportionen. Ein etwas zu großer Mund, eine zu hoch angesetzte Nase, ein zu weit seitlich platziertes Auge oder eine zu tiefe Stirn können schnell dazu führen, dass das Gesicht irgendwie falsch aussieht.
Solche vermeintlichen Fehler unterlaufen jedem Zeichner. Doch mit ein paar einfachen Tipps klappt es deutlich besser, die richtigen Proportionen beim Zeichnen von Porträts zu finden.
Die drei wichtigsten Tricks verraten wir in einem zweiteiligen Beitrag!
Inhalt
Porträts sind eine Herausforderung!
Bevor wir mit den Tipps beginnen, ein paar Worte vorweg. Porträts zu zeichnen, macht sehr viel Spaß, ist aber auch anspruchsvoll. Vor allem für Anfänger können Gesichter zur echten Herausforderung werden.
Wer sich an seine ersten Versuche zurückerinnert, weiß vielleicht noch, wie enttäuscht er war, als seine fertige Zeichnung wenig realistisch aussah. Ähnlichkeiten mit der Person auf dem Referenzfoto waren kaum vorhanden und irgendwie wirkte das ganze Gesicht nicht stimmig.
Solche Erlebnisse sind ganz normal. Mit viel Übung werden die Ergebnisse natürlich immer besser. Doch selbst erfahrenen Zeichnern passiert es gelegentlich, dass sie ein Gesichtsteil an der falschen Stelle oder in der falschen Größe ansetzen. Nur hilft die Erfahrung dann dabei, die Unstimmigkeit im Porträt zu erkennen und zu korrigieren.
Was wir damit sagen wollen, ist, dass jeder Zeichner bei Porträts ins Stolpern kommen kann. Es gibt also überhaupt keinen Grund, sich zu ärgern oder an den eigenen Fähigkeiten zu zweifeln, wenn es nicht auf Anhieb klappt.
Sich den Herausforderungen zu stellen und seine Kenntnisse stetig zu verbessern, gehört zum Zeichnen dazu.
Doch wenden wir uns jetzt endlich den angekündigten Tipps zu!:
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Tipp: Die Nasenlänge als Maß für die Länge des Gesichts nutzen.
Der erste Schritt beim Zeichnen eines Porträts besteht darin, die Länge des Gesichts festzulegen. Dazu nehmen wir das Referenzfoto und teilen das Gesicht in drei gleich große Teile ein. Es ist aber nicht notwendig, das Lineal hervorzuholen, alles präzise auszumessen und zu rechnen. Denn um die drei Abschnitte zu bestimmen, können wir uns ganz einfach an der Nase orientieren.
Bei fast allen Menschen ist das Gesicht drei Nasen lang.
Die Aufteilung ist dabei so:
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Teil 1 reicht vom Kinn bis zur Nase und entspricht einer Nasenlänge.
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Teil 2 ist die Nase selbst, die von der Nasenspitze bis zu den Augenbrauen geht.
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Teil 3 bildet die Stirn, die ebenfalls eine Nasenlänge hat.
Für das Porträt kommt dann noch einmal eine halbe Nasenlänge dazu. Denn der Haaransatz ist so lang wie eine halbe Nase.
Damit es anschaulicher wird, haben wir die Einteilung in ein Beispielfoto eingezeichnet. Dazu haben wir die Nasenlänge bestimmt und das Gesicht anschließend in drei Teile plus die Haare eingeteilt:
[Grafik 1]
Nachdem wir das Gesicht in drei Nasenlängen gegliedert haben, können wir die Hilfslinien als Raster auf das Zeichenpapier übertragen.
Die Rasterlinien helfen dabei, die richtigen Positionen für die einzelnen Bestandteile des Gesichts zu bestimmen:
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Die Augen sitzen in der Mitte des Gesichts und damit am oberen Ende des zweiten Abschnitts.
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Auch die Ohren gehören in den mittleren Teil. Dabei sind sie üblicherweise genauso lang wie dieser Abschnitt.
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Die Nasenspitze befindet sich auf der Linie, die den ersten und den zweiten Abschnitt trennt.
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Die Unterlippe als unteres Ende des Mundes befindet sich genau in der Mitte des ersten Abschnitts.
Im ersten Moment mag es komisch klingen, dass sich die Augen in der Mitte des Gesichts befinden oder die Ohren genauso lang sein sollen wie die Nase. Spontan würden wir die Augen vermutlich höher ansetzen und die Ohren größer anlegen. Aber beim Zeichnen zeigt sich schnell, dass diese Proportionen tatsächlich stimmen. Also am besten einfach ausprobieren!
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Tipp: Die Breite des Gesichts mithilfe der Augenbreite bestimmen.
Für die Länge des Gesichts können wir die Nase als Maßeinheit verwenden. Ein ähnliches Hilfsmaß gibt es auch für die Breite des Gesichts. Dafür nutzen wir nämlich die Breite eines Auges. Das menschliche Gesicht ist insgesamt so breit wie fünf Augen.
Hier ist die Einteilung so:
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von der Schläfe bis zum linken Auge = 1 Auge
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das linke Auge = 1 Auge
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der Abstand zwischen dem linken und dem rechten Auge = 1 Auge
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das rechte Auge = 1 Auge
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vom rechten Auge bis zur Schläfe = 1 Auge
Zum besseren Verständnis haben wir die Einteilung wieder in unser Beispielfoto eingezeichnet:
[Grafik 2]
Die Nase ist übrigens ein bis anderthalb Augen breit. Auch der Mund entspricht ungefähr der Breite von anderthalb Augen. Das Kinn wiederum ist etwa so breit wie ein Auge.
Natürlich sind das alles nur grobe Richtwerte. Ein Mann hat zum Beispiel meistens ein breiteres Kinn als eine Frau. Trotzdem hilft die Augenbreite gut dabei, die richtigen Proportionen zu finden.
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Thema: Die richtigen Proportionen beim Zeichnen von Porträts, Teil 1
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