Die richtigen Proportionen beim Zeichnen von Porträts, Teil 2
Es macht zwar sehr viel Spaß, Porträts zu zeichnen. Doch Gesichter gehören gleichzeitig zu den anspruchsvollsten Motiven. Selbst geübte und erfahrene Zeichner haben mitunter ihre Schwierigkeiten, ein realistisches Abbild zu Papier zu bringen. Schließlich können es schon Kleinigkeiten wie ein etwas zu kleiner Mund, eine zu tief angesetzte Nase oder zu eng nebeneinander platzierte Augen sein, die das Ergebnis irgendwie falsch aussehen lassen.
Natürlich macht es die Übung im Laufe der Zeit einfacher. Sie verhindert zwar nicht, dass sich Fehler einschleichen. Aber durch die Erfahrung erkennen wir schneller und besser, wo der Fehler liegt, und können ihn entsprechend korrigieren.
Außerdem gibt es Tricks und Kniffe, die dabei helfen, die richtigen Proportionen beim Zeichnen von Porträts zu finden. Die drei wichtigsten Tipps verraten wir in einem zweiteiligen Beitrag. Dabei haben wir in Teil 1 erklärt, warum die Nasenlänge eine gute Maßeinheit für die Länge des Gesichts ist und wie wir mit der Breite eines Auges die Breite des Gesichts bestimmen können.
Jetzt, in Teil 2, folgt der 3. Tipp!:
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Inhalt
Tipp: Beim Zeichnen von Porträts eine Staffelei verwenden.
Die Nasenlänge und die Augenbreite als Hilfsmaße für die richtigen Proportionen bei Porträts sind ein guter Anfang. Damit die Konturen und die einzelnen Teile des Gesichts aber auch stimmig aufs Papier kommen, raten wir dazu, eine Staffelei zu benutzen.
Bei der Staffelei muss es sich nicht unbedingt um eine große, frei stehende Atelierstaffelei handeln. Eine kleine, einfache Tischstaffelei genügt. Für den Anfang erfüllt sogar eine Buchstütze ihren Zweck. Doch warum empfehlen wir überhaupt eine Staffelei? Was soll sie bewirken?
Eine Staffelei bringt zwei große Pluspunkte mit sich:
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Durch die Staffelei lassen sich Winkelfehler vermeiden.
Winkelfehler werden auch Parallaxe Fehler genannt und entstehen dann, wenn das Blatt beim Zeichnen flach auf dem Tisch liegt, während sich das Referenzfoto zum Beispiel vor uns auf dem Bildschirm des Computers oder Laptops befindet. Denn in diesem Fall schauen wir zuerst geradeaus auf das Foto und danach nach unten auf das Papier.
Bei diesem Perspektivwechsel passiert Folgendes:
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Wir verrutschen eher in der Zeichnung, weil wir eben einen anderen Winkel gesehen haben als den, den wir jetzt zeichnen.
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Es fällt uns schwerer, die richtige Stelle auf dem Papier zu finden, weil sie sich woanders befindet als auf der Vorlage.
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Während des Blickwegs nach unten können wir schon wieder kleine Details vergessen.
Steht die Zeichnung hingegen auf einer Staffelei und das Referenzbild direkt daneben, fällt der Winkelwechsel weg. Wir schauen im gleichen Blickwinkel auf die Vorlage, in dem wir auch zeichnen. Gleichzeitig ist der Blickweg deutlich kürzer. Damit sinkt die Gefahr, dass wir kleine Details vergessen.
Optimal ist übrigens, wenn das Referenzfoto die gleiche Größe hat wie die Zeichnung.
Dadurch wird es noch etwas einfacher, die richtigen Proportionen zu finden. Denn wir können die einzelnen Elemente des Gesichts direkt miteinander abgleichen.
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Die Staffelei ermöglicht mehr Abstand.
Beim Zeichnen und auch beim Malen hilft es oft, immer mal wieder einen Schritt zurückzutreten und das Bild mit etwas Abstand zu betrachten. Denn auf diese Weise stellen wir einfacher fest, ob das Gesamtbild stimmig wirkt.
Liegt die Zeichnung flach auf dem Tisch, funktioniert es aber eher nicht, sie aus der Ferne zu betrachten. Stattdessen müssten wir sie irgendwo aufhängen oder hinstellen. Steht die Zeichnung hingegen schon aufrecht auf der Staffelei, können wir problemlos etwas weiter weggehen, um uns einen Überblick über die Proportionen und das Gesamtbild zu verschaffen.
Natürlich mag es am Anfang ungewohnt sein, dass wir die Hand beim Zeichnen nicht auf dem Tisch abstützen oder ablegen können. Auch den Stift müssen wir etwas anders halten und führen, wenn die Zeichnung steht. Aber es gelingt schnell, sich daran zu gewöhnen.
Und die Ergebnisse werden garantiert für sich sprechen. Wenn wir sehr feine Details ausarbeiten, spricht außerdem nichts dagegen, die Zeichnung zeitweise auch wieder auf den Tisch zu legen.
Noch einmal kurz zusammengefasst:
Wir wissen jetzt, dass die Nase ein gutes Hilfsmaß für die Länge des Gesichts ist. Denn ein Gesicht ist in etwa so hoch wie dreieinhalb Nasen. Außerdem können wir die Augen als Breitenmaß nutzen.
Fünf Augen entsprechen der Breite eines Gesichts. Verwenden wir eine Staffelei beim Zeichnen, fällt es leichter, die Proportionen aufs Papier zu bringen, weil wir den Blickwinkel zwischen dem Referenzfoto und der Zeichnung nicht wechseln müssen.
Selbstverständlich sind unsere drei Tipps noch keine Garantie dafür, dass die nächsten Porträts gelingen.
Aber sie sind auf jeden Fall eine gute Hilfestellung. Kommt dann noch ein bisschen Übung dazu, sind realistische und stimmige Zeichnungen auf dem besten Weg. Viel Spaß beim Ausprobieren!
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- Die richtigen Proportionen beim Zeichnen von Porträts, Teil 1
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Thema: Die richtigen Proportionen beim Zeichnen von Porträts, Teil 2
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