Perspektivisch Zeichnen – ein ausführlicher Ratgeber, Teil III
Das menschliche Auge erfasst die Umgebung nicht in ihrer realen Form, sondern nimmt sie perspektivisch wahr. Das führt unter anderem dazu, dass ein Objekt, das in der Nähe steht, größer wirkt als ein weiter entferntes Objekt. Zwei Gebäude oder Personen, die tatsächlich gleichgroß sind, sehen also unterschiedlich groß aus, je nachdem wie groß der Abstand zum Betrachter ist.
Die Perspektive gehört zu den Grundlagen beim Zeichnen. Deshalb haben wir einen ausführlichen Ratgeber zum Thema erstellt. Dabei ging es in den beiden ersten Teilen um die Theorie.
Wir haben erklärt, wie die Perspektive definiert ist, wie das menschliche Auge funktioniert, was die Horizontlinie ist und welche Fluchtlinien und Fluchtpunkte es gibt.
Jetzt, im letzten Teil III, zeigen wir das perspektivische Zeichnen anhand einer praktischen Übung:
Inhalt
- 1 Zeichenübung: Perspektivisch Zeichnen in der Zentralperspektive
- 1.1 Schritt 1: die Horizontlinie, den Fluchtpunkt und die Fluchtlinien einzeichnen
- 1.2 Schritt 2: die Eckpunkte der Vorder- und der Hinterkante setzen
- 1.3 Schritt 3: die Grundfläche des Würfels verbinden
- 1.4 Schritt 4: Hilfslinien für die Vorder- und die Hinterseite des Würfels ziehen
- 1.5 Schritt 5: die Vorderseite des Würfels konstruieren
- 1.6 Schritt 6: Hilfslinien und die Oberseite des Würfels zeichnen
- 1.7
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Zeichenübung: Perspektivisch Zeichnen in der Zentralperspektive
Nach all der Theorie wird es Zeit, das perspektivische Zeichnen in einer Zeichenübung auszuprobieren. Dazu haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung erstellt. Als Objekt zeichnen wir einen einfachen Würfel, dessen Kanten an Fluchtlinien entlang verlaufen.
Die simple Grundform eignet sich gut, um das Prinzip nachzuvollziehen. Wer das perspektivische Zeichnen einmal verstanden hat, kann dieses Wissen dann auf jedes beliebige Objekt übertragen, das er konstruieren möchte.
Als Zeichenwerkzeug sollte ein eher weicher Bleistift zum Einsatz kommen. Denn dadurch können die eingezeichneten Hilfslinien später wieder gut wegradiert werden. Neben einem Blatt Papier wird dann noch ein Lineal oder Geodreieck benötigt.
Und schon kann es losgehen!:
Schritt 1: die Horizontlinie, den Fluchtpunkt und die Fluchtlinien einzeichnen
Zuerst zieht der Zeichner eine gerade, waagerechte Linie. Sie stellt den Horizont dar. Auf der Horizontlinie platziert der Zeichner anschließend einen Punkt. Dieser Punkt ist der Fluchtpunkt, an dem die Fluchtlinien zusammenkommen.
Mit den Fluchtlinien geht es dann auch direkt weiter. Als Fluchtlinien zeichnet der Zeichner zwei Linien, die jeweils vom Fluchtpunkt aus schräg nach unten verlaufen.
Schritt 2: die Eckpunkte der Vorder- und der Hinterkante setzen
Nun markiert der Zeichner auf jeder der beiden eben eingezeichneten Fluchtlinien je einen Punkt. Die Punkte ergeben die Eckpunkte der unteren Vorderkante. Wichtig ist, dass sich die beiden Punkte auf der gleichen Höhe befinden. Sie müssen parallel angeordnet sein, damit sie später eine gerade, waagerechte Linie bilden.
Danach positioniert der Zeichner zwei weitere Punkte als Eckpunkte der unteren Hinterkante. Diese Kante ist beim fertigen Würfel zwar eigentlich nicht mehr zu sehen.
Doch beim Konstruieren der perspektivischen Zeichnung ist die Kante eine nützliche Hilfslinie. Wie die vorderen Eckpunkte befinden sich auch die hinteren Eckpunkte parallel zueinander auf den Fluchtlinien. Nur platziert der Zeichner sie ein Stück nach hinten versetzt oberhalb der vorderen Eckpunkte.
Schritt 3: die Grundfläche des Würfels verbinden
Als Nächstes kann der Zeichner Linien ziehen, durch die sich die Grundfläche des Würfels schließt. Dafür verbindet er die beiden vorderen Eckpunkte und die beiden hinteren Eckpunkte mit waagerechten Linien.
Zusammen mit den Fluchtlinien, die die Seitenkanten bilden, entsteht so die Grundfläche. Sie hat die Form eines gleichschenkligen Trapezes.
Schritt 4: Hilfslinien für die Vorder- und die Hinterseite des Würfels ziehen
Nachdem die Grundfläche fertig ist, kann der Zeichner die Hilfslinien hinzufügen, die er für die Konstruktion der Vorder- und der Hinterseite des Würfels braucht.
Für die Vorderseite zieht der Zeichner zwei gerade Hilfslinien nach oben. Die Linien verlaufen dabei von den vorderen Eckpunkten aus bis zur Horizontlinie.
Das Gleiche wiederholt der Zeichner dann an den hinteren Eckpunkten. Auch hier positioniert er also zwei gerade, senkrechte Linien, die zur Horizontlinie führen.
Schritt 5: die Vorderseite des Würfels konstruieren
Jetzt markiert der Zeichner einen Eckpunkt der oberen Vorderkante. Dazu setzt er einen Punkt auf einer der eben eingezeichneten senkrechten Hilfslinien. Anschließend kann er die Vorderseite des Würfels einzeichnen.
Dafür verbindet der Zeichner die vordere Ecke der Grundfläche durch eine senkrechte Linie mit dem oberen Eckpunkt.
Dann zieht er von diesem Eckpunkt eine gerade, waagerechte Linie bis zur zweiten, senkrechten Hilfslinie und von hier aus erneut eine senkrechte Linie nach unten zur unteren Vorderecke.
Die Rückseite des Würfels muss der Zeichner nicht einfügen. Denn für die Konstruktion der Oberseite reichen die senkrechten Hilfslinien aus. Und die Rückwand des Würfels ist in der fertigen Zeichnung ohnehin nicht zu sehen.
Schritt 6: Hilfslinien und die Oberseite des Würfels zeichnen
Für die Oberseite des Würfels folgen zwei weitere Hilfslinien. Sie verlaufen vom Fluchtpunkt aus auf beiden Seiten über die oberen Eckpunkte hinweg schräg nach vorne.
Nun muss der Zeichner eine waagerechte Linie einzeichnen, die gerade zwischen den eben gezogenen Hilfslinien verläuft.
Die Linie bildet die hintere Oberkante des Würfels. Dort, wo die Linie auf die Hilfslinien trifft, befinden sich die hinteren oberen Eckpunkte. Diese verbindet der Zeichner nun noch mit den vorderen Eckpunkten.
Der Würfel, der in der Zentralperspektive und mit einem Fluchtpunkt gezeichnet ist, ist damit fertig. Zum Schluss kann der Zeichner noch den Würfel mit dickeren Linien nachzeichnen und die Hilfslinien entfernen.
Und zum besseren Verständnis hier das Ganze noch einmal als Grafik:
[perspektivisch Zeichnen]
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Thema: Perspektivisch Zeichnen – ein ausführlicher Ratgeber, Teil III
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