Perspektivisch Zeichnen – ein ausführlicher Ratgeber, Teil I

Perspektivisch Zeichnen – ein ausführlicher Ratgeber, Teil I

Warum wirkt ein Baum, der zehn Meter entfernt steht, kleiner als ein Baum in drei Metern Entfernung? Der Grund ist das Phänomen der Perspektive. Das menschliche Auge sieht die Welt nicht in ihrer tatsächlichen Form, sondern perspektivisch. Selbst wenn zwei Bäume gleichgroß, aber unterschiedlich weit entfernt sind, nimmt das Auge sie verschieden groß wahr. Obwohl zwei Objekte die gleiche Größe haben, wirkt es also so, als wären sie unterschiedlich groß. Und dabei erscheint ein Objekt umso kleiner, je weiter weg es ist.

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Perspektivisch Zeichnen - ein ausführlicher Ratgeber, Teil I

Die Perspektive gehört zu den wesentlichen Grundlagen, um realistisch zeichnen zu können. Als Beitragsreihe vermitteln wir deshalb in einem ausführlichen Ratgeber alles Wichtige und Wissenswerte zum perspektivischen Zeichnen:

Die Definition der Perspektive

Bei der Perspektive handelt es sich um ein künstlerisch-technisches Verfahren, mit dem eine dreidimensionale Sichtweise zweidimensional konstruiert und dargestellt wird. Mithilfe der Perspektive wird es also möglich, zweidimensionale Bilder dreidimensional aussehen zu lassen.

In der Kunst bezeichnet die Perspektive die Eigenschaft, dass sich Räume und Gegenstände mit zunehmender Entfernung verjüngen. Damit eine realistische Optik entsteht, müssen Objekte je nachdem, wie nah oder weit weg sie sind, demnach in den richtigen Größenverhältnissen gezeichnet werden.

Das Prinzip der Perspektive leitet sich vom Sehen des menschlichen Auges ab. Denn auch das menschliche Auge sieht perspektivisch. Ist eine Zeichnung in der korrekten Perspektive erstellt, ist die Abbildung so aufgebaut, wie das menschliche Auge die Realität wahrnimmt. Aus diesem Grund wirken solche Zeichnungen realistisch.

Die Funktionsweise des menschlichen Auges

Für das perspektivische Zeichnen ist hilfreich zu wissen, wie das menschliche Auge funktioniert. Das grundlegende Prinzip ist, dass ein Objekt umso kleiner erscheint, je größer die Entfernung zum Auge ist.

Diese Verjüngung geht auf die physikalischen Eigenschaften von Linsen zurück. Bei der Linse handelt es sich um den Teil des Auges, der das Licht bricht. Er wird auch als dioptrischer Apparat bezeichnet. Bei einer Kameralinse ist es aber genauso.

Der Mensch nimmt seine Umgebung durch Lichtstrahlen wahr, die sein Auge erreichen. Dabei reflektieren sichtbare Objekte das Licht in Form von geraden Strahlen, die alle an einem Punkt in der Linse zusammenkommen. Das Objekt selbst wird nicht verzerrt, gekrümmt oder anderweitig verändert. Stattdessen wird das Objekt auf der Netzhaut spiegelverkehrt abgebildet.

Das Gehirn verarbeitet die ankommenden Informationen, dreht das Bild wieder in die richtige Richtung und erkennt, wie das Objekt aussieht, wie groß es ist und in welcher Entfernung es sich befindet.

Die Lichtstrahlen, die vom Objekt zur Linse führen, dienen als Hilfslinien. Und genau solche Hilfslinien werden auch beim perspektivischen Zeichnen eingesetzt.

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Die Horizontlinie beim perspektivischen Zeichnen

Für realistische Zeichnungen, die die menschliche Wahrnehmung nachempfinden, sollten mit Blick auf Punkte, Linien und Ebenen drei Grundregeln beachtet werden. Neben den Fluchtlinien und den Fluchtpunkten ist das die Horizontlinie.

Die Erde ist zwar eine Kugel. Doch die Horizontlinie nimmt das menschliche Auge als gerade Linie wahr. Dabei bezeichnet die Horizontlinie die Linie, die in der Theorie die Erde und den Himmel entfernt am Horizont voneinander trennt.

Beim Zeichnen übernimmt die Horizontlinie eine wichtige Funktion. Weil sie den Boden vom Himmel trennt, bildet die Horizontlinie die Grundlage für den Bildaufbau. Alle Fluchtpunkte, die etwas mit dem Boden oder dem Untergrund zu tun haben, befinden sich auf der Horizontlinie.

Und nachdem fast alles in irgendeiner Form eine Verbindung zum Boden hat, spielt die Horizontlinie eine zentrale Rolle in einer Zeichnung.

Grundsätzlich verläuft die Horizontlinie auf Augenhöhe des Betrachters. In einer Zeichnung kann sie sich aber nach unten oder nach oben verschieben. Denn je nachdem, wie groß der Betrachter ist und aus welchem Blickwinkel er ein Objekt betrachtet, nimmt er unterschiedliche Höhen ein.

Weil sich damit auch die Höhe der Horizontlinie verschiebt, wird zwischen drei verschiedenen Perspektiven unterschieden:

  • Die Vogelperspektive entsteht, wenn ein Objekt aus der Sicht eines Vogels und damit von oben betrachtet wird. Das Motiv wirkt klein und oft etwas zusammengestaucht. Beim Betrachter hingegen stellt sich ein Gefühl von Größe, Erhabenheit und Macht ein, weil er buchstäblich den Überblick hat.
  • Die Normalperspektive ergibt sich, wenn ein Objekt aus der Augenhöhe betrachtet wird. Die Bildwirkung ist neutral und beobachtend. Sowohl Gegenstände als auch Landschaften und Personen können für realistische Zeichnungen in der Normalperspektive dargestellt werden.
  • Die Froschperspektive blickt wie ein Frosch von unten nach oben. Der Blick geht zu dem, was über einem ist. Das Objekt wirkt dadurch groß und in die Länge gezogen, es erscheint dominant und teilweise sogar bedrohlich. Der Betrachter fühlt sich klein und untergeordnet.

Die Perspektive hat somit großen Einfluss darauf, wie ein Motiv wirkt. Aus diesem Grund ist sie ein wichtiges gestalterisches Element beim Zeichnen.

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