Licht und Schatten – Infos, Definitionen und Techniken, Teil 2

Licht und Schatten – Infos, Definitionen und Techniken, Teil 2

Durch Lichter und Schatten gewinnt eine Zeichnung oder ein Bild nicht nur an plastischer Tiefe. Vielmehr können die hellen und dunklen Bereiche auch die Bildaussage betonen und eine bestimmte Botschaft vermitteln. Dabei unterscheidet die Kunst verschiedene Schattenarten und greift für die Darstellung auf unterschiedliche Techniken zurück.

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Licht und Schatten - Infos, Definitionen und Techniken, Teil 2

In einem zweiteiligen Beitrag schauen wir uns das Thema näher an. Dabei ging es in Teil 1 um die Lichtquellen und die Lichtführung, den Belichtungsstil, die Arten von Schatten und deren Farbigkeit.

Hier ist Teil 2!:

Caravaggio, Turner und Monet

Es gibt zahlreiche Künstler, die dafür bekannt sind, dass sie Licht und Schatten in einer besonderen Art darstellten und verwendeten. Zu ihnen zählen Caravaggio, Turner und Monet.

Michelangelo Merisi da Caravaggio gilt als Erfinder des sogenannten Zeigelichts. Auch Clair-obscure genannt, handelt es sich um eine Steigerung des Kontrasts von Licht und Schatten.

Die Absicht dahinter ist, die Handlung des Bildes gezielt zu betonen. Um diesen Effekt zu erreichen, werden die Personen, die Objekte oder der Raum durch eine intensive, unnatürlich grelle Lichtquelle beleuchtet, die sich außerhalb des Bildes befindet. Auf diese Weise ergibt sich eine dramatische Wirkung.

Neben Caravaggio setzte auch Rembrandt das Zeigelicht in seinen Bildern ein.

William Turner zählt zu den bedeutendsten Vertretern der englischen Romantik. Sein besonderer Umgang mit Licht und Farben beeinflusste die späteren Impressionisten sehr.

Entgegen dem damaligen Zeitgeist konzentrierte sich Turner darauf, das Licht in seinen Bildern mithilfe von kräftigen und kontrastreichen Farben darzustellen.

Claude Monet war ein bedeutender Impressionist und gab der Kunstrichtung durch sein Gemälde „Impression, Soleil levant“ überhaupt erst ihren Namen.

Ein typisches Merkmal sind die ausdrucksvollen Farben in Kombination mit den besonderen Lichtverhältnissen. Monet wollte damit erreichen, dass das Augenmerk nicht auf Bilddetails, sondern auf der Atmosphäre liegt.

Die Position des Schattens

Schatten und Lichtpunkte richtig zu platzieren, ist mitunter schwieriger als gedacht. Der Zeichner sollte sich deshalb zunächst klarmachen, wo sich die Lichtquelle befindet, die das jeweilige Objekt beleuchtet. Ist die Lichtquelle vor, neben oder hinter dem Objekt? Befindet sie sich möglicherweise über ihm oder unterhalb davon?

Ist die Lichtquelle sehr nah und lässt dadurch Schatten mit scharfen Konturen entstehen oder ist sie weiter entfernt, sodass die Schatten weicher auslaufen und weniger kontrastreich sind?

Es kann hilfreich sein, wenn sich der Zeichner eine Nebenskizze anfertigt, in die er die Lichtquelle einzeichnet. Vor allem bei komplexeren Objekten wird es dadurch anschaulicher, woher das Licht kommt und wie die Lichtstrahlen verlaufen.

Wichtig ist außerdem, dass sich der Zeichner vor Augen führt, wie die Oberfläche seines Objekts aussieht und welches Volumen das Objekt hat. So mancher Zeichner neigt nämlich dazu, die Schatten zu flach anzulegen, obwohl sein Objekt eine Oberflächenstruktur hat, die an den verschiedensten Stellen Schatten wirft.

Hier kann helfen, dass sich der Zeichner das jeweilige Objekt als realen Gegenstand und verschiedene Vorlagen und Zeichnungen davon anschaut.

Die Techniken beim Schattieren

Um Schatten zu zeichnen, kann der Zeichner auf verschiedene Techniken zurückgreifen:

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Schraffur

Beim Schraffieren setzt der Zeichner mit seinem Bleistift oder einem anderen Zeichenwerkzeug dünne Linien nebeneinander.

Die Linien können kurz oder lang sein und nebeneinander, über Kreuz, übereinander oder wild durcheinander verlaufen. Je nachdem, wie der Zeichner die Schraffur gestaltet, wird die Fläche insgesamt heller oder dunkler.

Schummern

Das Schummern ist eine Zeichentechnik, bei der der Zeichner den Bleistift schräg und in einem flachen Winkel zum Papier hält. Weil dadurch die Mine eine breitere Auflagefläche hat, können größere Felder gleichmäßig eingefärbt werden.

Die Färbung des Schattens hängt davon ab, mit wie viel Druck der Zeichner den Bleistift auf das Papier drückt.

Wischen

Hat der Zeichner eine Fläche mittels Schraffur oder Schummern eingefärbt, kann er sie im nächsten Schritt verwischen. Dadurch verbinden sich die einzelnen Bleistiftstriche zu einer geschlossenen Fläche.

Eine schnelle und einfache Methode ist, mit dem Finger über die Fläche zu reiben. Allerdings können das Fett und der Schweiß, die an der Haut haften, unschöne Flecken hinterlassen.

Professioneller ist, ein Estompe zu verwenden. Ein Estompe ist eine Art Stift aus Papier, der es ermöglicht, Bleistiftlinien kontrolliert und sauber zu verwischen.

Negatives Schattieren

Beim Zeichnen arbeitet der Zeichner meistens mit einem Blei- oder Kohlestift. Er verwendet weißes oder helles Papier und gestaltet die Umrisse, die Flächen und die dunklen Schatten. Beim negativen Schattieren wird das Prinzip einmal umgedreht.

Der Zeichner nimmt also schwarzes Papier und zeichnet mit einem weißen Stift die hellen Bereiche seines Motivs.

Diese umgekehrte Vorgehensweise ist eine sehr gute Zeichenübung. Denn normalerweise konzentriert sich der Zeichner in erster Linie auf die dunkleren Bereiche und die Schatten. Beim negativen Schattieren hingegen muss er einmal komplett umdenken.

Die Farben und die Tonwerte von Schatten

Möchte der Zeichner sein Motiv natürlich und realistisch aussehen lassen, sollte er auf komplett schwarze und weiße Flächen verzichten. In der Wirklichkeit ist so gut wie kein Schatten einfach nur schwarz.

Stattdessen ist er mal heller und mal dunkler und beinhaltet außerdem zumindest einen leichten Farbstich, der durch die Umgebung entsteht.

Um ein Gefühl für die richtigen Farben zu bekommen, ist es am besten, wenn sich der Zeichner an der Realität orientiert. Eine andere Möglichkeit ist, eine Motiv-Vorlage in ein Schwarz-Weiß-Bild und in ein Bild mit Grauabstufungen umzuwandeln.

Auf diese Weise sieht der Zeichner die unterschiedlichen Tonwerte und kann sich daran orientieren, wenn er seine Zeichnung ausarbeitet.

Andererseits kommt es auf den Stil an. Je nach Kunstgattung können Lichter und Schatten nämlich verschieden gestaltet werden. Klassische Comics zum Beispiel arbeiten bewusst mit komplett schwarzen Schatten.

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Thorsten Laumann - technischer Zeichner, Marie Koschinski, - Grafikdesign, David Naue, -Mediengestalter und privater Comic-Zeichner, Ferya Gülcan, Künstler Koozal Galerie ,Redakteurin und Betreiberin dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Anleitungen zum Thema Zeichnen, Malerei, Kunst und Print.

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