Vorlagen richtig abpausen – so geht’s
Gerade Zeichner, die noch nicht allzu viel Übung haben, tun sich oft schwer damit, ein Motiv mit den richtigen Proportionen aufs Papier zu bringen. Doch es gibt Motive, bei denen die Proportionen ganz entscheidend sind. Bei Portraits zum Beispiel ist das so. Andererseits spricht überhaupt nichts dagegen, eine Vorlage abzupausen. Der Zeichner kopiert so zwar das Motiv.
Aber seine Kopie ist nur eine Skizze, die durch das Ausarbeiten zu einer individuellen und einzigartigen Zeichnung wird.
Um ein Motiv zu übertragen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Recht weit verbreitet ist beispielsweise die sogenannte Rastermethode. Dabei zeichnet der Zeichner ein Raster aus vielen kleinen Feldern auf die Vorlage und auf sein Zeichenpapier. Anschließend überträgt er die einzelnen Kästchen nacheinander. Die Rastermethode funktioniert sehr gut, ist allerdings auch ziemlich aufwendig. Einfacher und professioneller klappt das Abpausen mit einem Lichttisch. Auf den Lichttisch werden die Vorlage und darüber ein leeres Blatt Papier gelegt. Das Licht sorgt dafür, dass das Motiv auf dem Zeichenpapier zu sehen ist.
Nun haben aber die wenigsten Hobby-Zeichner einen Lichttisch zu Hause. Deshalb muss eine andere Lösung her, die genauso effektiv ist, aber mit einfachen Mitteln auskommt.
Eine solche Möglichkeit zum Abpausen
von Vorlagen stellen wir in dieser Anleitung vor:
Vorlagen richtig abpausen – so geht’s
Für diese Abpausmethode wird zunächst einmal ein Foto oder Bild als Vorlage benötigt. Außerdem kommt das Bildbearbeitungsprogramm auf dem PC zum Einsatz. Als weitere Hilfsmittel sind vier Fotoecken oder Papier und Klebestreifen sowie ein harter Bleistift notwendig. Ist alles vorhanden, kann es losgehen.
Inhalt
Schritt 1: Die Vorlage anpassen.
Zunächst einmal muss das Foto oder Bild so angepasst werden, dass es als Abpaus-Vorlage verwendet werden kann. Dafür wird die Vorlage als neues Dokument im Bildbearbeitungsprogramm geöffnet. Anschließend wird die Vorlage auf das Format skaliert, das die Zeichnung haben soll. Möchte der Zeichner beispielsweise eine Zeichnung im Format DIN A4 anfertigen, ist sein Bild aber größer oder kleiner, setzt er es ins entsprechende Format.
Wichtig dabei ist nur, darauf zu achten, dass die Proportionen erhalten bleiben. Natürlich kann der Zeichner auch nur einen Bildausschnitt verwenden oder seine Vorlage an den Rändern abschneiden. Passt alles, speichert der Zeichner seine Vorlage als Bild im Format JPEG ab.
Danach wird die Vorlage weiter bearbeitet. Bei einem Farbfoto oder einem bunten Bild ist es ratsam, die Vorlage in ein Schwarz-Weiß-Bild umzuwandeln. Anschließend stellt der Zeichner die Regler für den Kontrast und die Helligkeit so ein, dass sich die hellen und die dunklen Bildbereiche deutlich voneinander abgrenzen. Auch dieses Bild speichert der Zeichner dann wieder als JPEG-Datei ab.
Schritt 2: Die Vorlage ausdrucken.
Nach der Bildbearbeitung hat der Zeichner seine Vorlage in zwei Ausführungen, nämlich einmal in der ursprünglichen Version und einmal als Schwarz-Weiß-Bild mit starken Kontrasten. Die ursprüngliche Version wird später die Vorlage, an der sich der Zeichner beim Zeichnen orientiert. Die zweite Variante ergibt die Vorlage zum Abpausen.
Beide Bilddateien druckt der Zeichner nun aus. Je nach Bildformat kann das durchaus der heimische Drucker erledigen. Möchte der Zeichner eine große Zeichnung anfertigen oder legt er Wert auf qualitativ hochwertige Ausdrucke, kann er seine Bilder für kleines Geld auch in einem Copyshop ausdrucken lassen.
Schritt 3: Die Vorlage am Fenster befestigen.
Das eigentliche Abpausen funktioniert genauso wie auf einem Lichttisch. Nur dass ein Fenster die Funktion des Lichttisches erfüllt. Klar, dass sich der Zeichner ein Fenster aussuchen sollte, durch das genug Licht einfällt.
Um die Vorlage an der Fensterscheibe zu befestigen, kann der Zeichner Fotoecken verwenden. Die vier Fotoecken steckt er auf die vier Ecken der kontrastreichen Schwarz-Weiß-Vorlage, zieht das Schutzpapier auf der Rückseite der Klebeecken ab und drückt das Ganze auf die Fensterscheibe.
Hat der Zeichner keine Fotoecken zur Hand, kann er aus einem Blatt Papier vier rechtwinkelige Dreiecke ausschneiden und die Dreiecke mit Klebestreifen am Fenster festkleben. Auch so entstehen Taschen, in die er die Ecken der Vorlage hineinstecken kann.
Die Taschen sind deshalb notwendig, weil auf die Vorlage gleich noch das Zeichenpapier gelegt wird. Ohne Taschen müsste der Zeichner das Papier die ganze Zeit über festhalten. Das ist nicht nur unbequem, sondern birgt auch die Gefahr, dass das Papier verrutscht. Die Vorlage einfach nur mit Klebestreifen am der Fensterscheibe zu befestigen, ist deshalb keine gute Idee. Zumal das Zeichenpapier ja keinen Schaden nehmen soll, was beim Abziehen der Klebestreifen aber durchaus passieren kann.
Schritt 4: Das Motiv abpausen.
Jetzt nimmt der Zeichner ein Blatt Zeichenpapier und steckt es vor die Vorlage in die Taschen. Durch das Licht schimmert die Vorlage durch das Zeichenpapier. Mit einem harten Bleistift kann der Zeichner so die wichtigsten Konturen des Motivs nachziehen. Anschließend kann er das Zeichenpapier herausnehmen. Die Skizze ist damit fertig.
Jetzt kann sich der Zeichner an die Arbeit machen und die Vorzeichnung ausarbeiten. Dazu legt er am besten die ursprüngliche Version des Fotos oder Bildes neben sich. Auf diese Weise kann er sich orientieren, wo welche Details, Lichtpunkte, Schatten und Schraffuren hinsollen.
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